Neuerscheinung: "Besatzung und Aufbruch in Aachen" 1919-1932 von Ines Soldwisch

17.10.2022
Cover

Der Band "Zwischen den Zeiten – Besatzung und Aufbruch in Aachen 1919-1932", herausgegeben von Ines Soldwissch und Stefan Schmitz, ist erschienen. 

 

Die 20er Jahre in Aachen waren eine Zeit zwischen den Zeiten, eine Zeit der Besatzung und eine Zeit des Aufbruchs. Innerhalb des Regierungsbezirks Aachen, der 1816 geschaffen wurde, war Aachen die größte Gemeinde. Stadt- und Landkreis Aachen hatten lange Zeit zu den bedeutendsten Industriestandorten in der Region gezählt, in der Stadt Aachen war die Textil- und Nadelindustrie sehr stark.

Doch der Erste Weltkrieg hatte auch die Kaiserstadt geprägt: Einwohnerzahl und Wirtschaftskraft waren gesunken. Die allgemeine Strukturkrise wurde durch die belgische Besatzung, die im Versailler Vertrag 1919 festgelegt wurde und bis 1929 andauern sollte noch verschärft. Zoll- und Handelshemmnisse schwächten die Wirtschaftspolitik in der Aachener Region. Die hohe Inflation, die Weltwirtschaftskrise kamen hinzu. In Aachen herrschte eine angespannte Atmosphäre. Die Zensur von Presse und Post stand auf der Tagesordnung, Grußpflicht gegenüber den Besatzern, Ausweiskontrollen und so manche Schikane und machte das Alltagsleben für die Aachenerinnen und Aachener zusätzlich schwer. Die 20er Jahre der im Ersten Weltkrieg Besiegten waren geprägt durch Unruhen, Aufstände, Plünderungen und Separatistenaufstände. Umso begeisterter wurde das Ende der Besatzungszeit gefeiert, der Besuch Hindenburgs am 10. und 11. Oktober 1930 wurde groß inszeniert und ihm die Ehrenbürgerwürde der Stadt verliehen.

Doch es gab neben dieser intensiven Krisenzeit auch eine Zeit der Hoffnung und des Aufbruchs, besonders auf kulturellem und wissenschaftlichem Gebiet. Von Mai bis September 1925 fand im Aachener Rathaus die Jahrtausendausstellung statt, Sie sollte an die 100-jähirge Zugehörigkeit des Rheinlandes zum Deutschen Reich erinnern und gleichzeitig die nationale Demütigung, die nach dem Versailler Vertrag empfunden wurde, ausgleichen.

1930 wurde Aachen wieder zum Sitz eines Bistums. Die Hochschule setzte sich sehr für ihre Studierenden ein. Die Stadtpolitik versuchte, das Leben in Aachen wieder lebenswert zu machen. Neue und moderne Gebäude wurden gebaut. Das Lichtspiel begann, die Museumslandschaft begann wieder zu blühen. Gewerbe und Industrie erholten sich langsam. Doch Ende der 20er Jahre war eine Verschiebung der politischen Kräfte zu spüren. Die Kommunisten erhielten mehr Zulauf. Seit 1924 stellte sich eine Nationalsozialistische Freiheitsbewegung zur Wahl, aus ihr wurde 1928 die NSDAP, die in Aachen Ende der 20er Jahre keine starke Bewegung war. Sie stellte 1929 in der Stadtverordnetenversammlung nur einen Sitz.

Von all diesen Wegmarken der Aachener Stadtgeschichte in den Jahren zwischen 1919 und 1932 erzählen die Autoren dieses Buches: Von den Studierenden der Technischen Hochschule, von Architektur zwischen Tradition und Moderne, von Künstlern Musikern, von Lichtspiel, Museen und Theater. Es ist die Geschichte einer Stadt zwischen den Zeiten