Erinnerung an Guido Müller
Jüngst mussten wir erfahren, dass Guido Müller am 25. November 2022 an seinem Wohnort Halle an der Saale verstorben sei. Während vieler Jahre, die für das Institut prägend und aufregend waren, hat er die Ausbildung am Historischen Institut erlebt und als Assistent von Klaus Schwabe das Institut selbst mitgeprägt. Seine Dissertation über den preußischen Kultusminister Carl Heinrich Becker (namhafter Orientalist und Hochschulreformer) schloss er Ende der 1980er Jahre ab, seine Habilitation über die deutsch-französischen Gesellschaftsbeziehungen nach dem Ersten Weltkrieg legte er neun Jahre später vor. Hier analysierte er die kommunikative Basis für einen europäischen Neuanfang um 1925, und dies sowohl im Bereich der Wirtschaft wie im Bereich der Kultur. Müller hinterlässt so ein achtunggebietendes wissenschaftliches Werk. Bis 1999, noch zusammen mit Armin Heinen, der gerade seine Professur angetreten hatte, blieb er dem Historischen Institut als Mitarbeiter und Privatdozent eng verbunden. Dann suchte er sich neue Beschäftigungsfelder: als Gymnasiallehrer in Bochum und als selbstständiger Historiker in Halle an der Saale. Wer sich an Guido Müller erinnert, hat das Bild eines begeisterten Historikers vor sich – und eines neugierigen Musikliebhabers, dessen Kunstinteresse ihn zu vollkommen neuen Themen in der Geschichtswissenschaft veranlasste. Gelegentlich verbiss er sich in Sachfragen und mochte dadurch den einen oder anderen aufschrecken. Keine schlechte Eigenschaft für einen Historiker! Seine Studierenden wusste er jedenfalls zu faszinieren. Neben Rüdiger Schütz oblag ihm gute zehn Jahre lang die Einführung der neu Immatrikulierten in das Studium der Neuesten Geschichte. Manche von ihnen wurden später Professoren und führen ihr Interesse an der Geschichte nicht zuletzt auch auf Guido Müllers Offenheit und Engagement zurück. Wir trauern mit allen Angehörigen und Freunden.
Klaus Schwabe und Armin Heinen, Aachen