Potenzial und Gesellschaft. John C. Flanagan und die American Institutes for Research, ca. 1930er bis 1990er Jahre

 

Das Projekt zielt darauf ab, eine Geschichte des menschlichen Potenzials in den USA (ca. 1930er bis 1990er Jahre) zu schreiben. Der Gegenstand des Projekts sind die psychologischen Forschungen und Interventionen des American Institutes for Research (AIR), das 1946 als Non-Profit-Organisation vom amerikanischen Psychologen und Offizier der Army Air Force John C. Flanagan gegründet wurde. In unterschiedlichen Praxisfeldern (Militär, Bildungswesen, Wirtschaft, Politik) führten Flanagan und die Experten von AIR zahllose Forschungsprojekte durch, die stets auf die Identifizierung und Förderung von bislang ungeahnten und vor allem ungenutzten individuellen Potenzialen zielten.

Das Projekt verbindet sozial- und wissenshistorische Perspektiven, um zu beschreiben, inwiefern diese Forschungen sowohl Symptom als auch Faktor der Etablierung einer neuen Form sozialer Unterscheidung waren: Neben „klassischen Kriterien“ der Humandifferenzierung wie etwa askriptiven Merkmalen (race, class, gender) und meritokratischen Kriterien (credentials) trat mit dem individuellen Potenzial in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts eine exklusiv zukunftsorientierte Beurteilung von menschlichen Entwicklungsmöglichkeiten, mit der fortan gesellschaftliche Lebenschancen verteilt und materielle Teilhabe gewährt wurde. Auf der Basis intensiver Archivrecherchen rekonstruiert das Projekt sowohl die wissensgeschichtlichen Hintergründe dieser Forschungen als auch die Resonanz und Effekte, die sie in der amerikanischen Gesellschaft des Kalten Krieges entwickelten.

Bearbeiter: Dr. Daniel Brewing