Nadja Hendriks, M.A.
Global denken, lokal handeln? Umweltpolitische Diskussionsfelder und das Ideal der Nachhaltigkeit in bayerischen Kommunen von 1970-2000
„Global denken, lokal handeln“ ist spätestens seit den zahlreichen Nachhaltigkeitsinitiativen der 1990er Jahre für viele Kommunen ein häufig verwendetes und bisweilen auch inflationär gebrauchtes Motto das die überregionale Bedeutung von lokalen Initiativen für Umwelt- und Klimaschutz betont. In vielen bundesdeutschen Kommunen war die Agenda 21, die 1992 auf der UN-Konferenz in Rio de Janeiro verabschiedet wurde, ein Impuls lokales Engagement unter dem Schirm einer Lokalen Agenda 21 zu bündeln.
Das Dissertationsprojekt hat zum Ziel, in einem regionalgeschichtlichen Zugriff die Bedeutungsdimensionen lokaler Nachhaltigkeitsleitbilder im Kontext Lokaler Agenda 21-Intiaitiven anhand ausgewählter Städte und Gemeinden in Bayern zu analysieren. Im Zentrum des Interesses stehen neben den inhaltlichen Dimensionen von Nachhaltigkeitsleitbildern sowohl die an diesen Diskussionen partizipierenden lokalen Akteursgruppen als auch die daraus sichtbar werdende lokale Handlungspraxis. Zu klären ist, wie sich die Nachhaltigkeitsaktivitäten im Kontext der Lokalen Agenda 21 der 1990er Jahre in das Feld der kommunalen Umweltpolitik einordnen lassen. Veränderten die Lokalen Agenda 21-Initiativen die Dynamik des kommunalen umweltpolitischen Raumes durch neu hinzukommende Akteursgruppen und Themen oder lassen sich hier vielmehr inhaltliche und personelle Kontinuitäten feststellen? Zur Beantwortung dieser Fragen werden vier Themenfelder kommunaler Umweltpolitik in einem Zeitraum von 1970 bis 2000 beleuchtet, um eine breite zeitgeschichtlichen Kontextualisierung des Engagements für eine Lokale Agenda 21 zu leisten. Anhand der Fallstudien in den Themenfeldern Energieversorgung, Mobilität, Wassermanagement und Müllentsorgung werden umweltpolitische Konjunkturen nachvollzogen und diese in Bezug zu den lokalen Nachhaltigkeitsbestrebungen gesetzt.
Das Dissertationsvorhaben ist Teil des Verbundprojekts "Geschichte der Nachhaltigkeit(en). Diskurse und Praktiken seit den 1970er Jahren" und wird von Nadja Hendriks am Lehrstuhl für Europäische Regionalgeschichte der Universität Augsburg angefertigt. Erstgutachterin ist Prof. Dr. Marita Krauss.